Donnerstag, 26. Mai 2016

EINSAME TEETRINKERIN

Ich sitze wie ein Wissenschaftler in meinem Kopf und beobachte durch meine Augenfenster die Menschheit. Die Alten, die Jungen, die Lauten, die Stummen.
Ich beobachte, analysiere, erkenne Muster und versuche zu verstehen, mache mir Notizen, die ich hastig in mein Gedächtnis kritzle.
Und doch verstehe ich sie nicht, diese sogenannte Menschheit.
Jahre forsche ich nun schon und kein Durchbruch, kein Ergebnis. Der Forscher im mir ist verzweifelt. Und ich mit ihm.
Er kann mir auch keine Antwort geben, wieso ich mich manchmal so menschenfremd fühle in Orten, wo es doch das Gegenteil sein müsste.
Ich sehe die Menschen, er sieht sie auch und wir beide kommen nicht voran, stecken gerade fest.
Der Wissenschaftler zieht sich zurück, wird ganz still, ist nicht mehr fasziniert und neugierig und ich spüre seinen Sinneswandel und seine Abwesenheit und möchte auch weg von diesem Ort, weg von den Menschen, die mich verwirren.
So tue ich es ihm gleich und ziehe mich zurück in mein Inneres. Versuche ihn zu einer trüben Tasse Tee zu überreden. Er meldet sich jedoch nicht und so trinke ich Tee allein.


2 Kommentare:

  1. Ich glaube, dein Wissenschaftler ist so wie auch meiner ausgebüchst- und die trafen sich irgendwo am Meer, um Sekt zu schlürfen.
    (Ich kann nur sagen, ich meine genau zu wissen, was du meinst. Selbst wenn weder du noch ich wirklich wissen, was wir meinen.)

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  2. Karla, der Text ist verdammt schön. Ich habe auch so oft versucht, zu verstehen. Und tue es immer noch. Aber irgendwie scheint es nie zu funktionieren.

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©Karla Laitko. Powered by Blogger.