Freitag, 28. April 2017

ALLEINSEIN (WIRR WARR GEDANKEN)


" We Went out to play for the evening
We wanted to hold onto the feeling
Of the stretch in the sun
And our breathlessness as we run
To the beach endlessly
As the sun creeps up on the sea"

Ich möchte euch von meinen Gedanken erzählen. Sie drehen sich um das Alleinsein und inwiefern es eigentlich gut ist, Sinn ergibt oder von einer Wichtigkeit für unser Leben als Individuum und besonders zu unserer Ausbildung zu so einem Individuum ist.
Anlass: Gestern war ich allein auf dem Konzert der wunderbaren Lisa Hannigan und mir fiel auf, dass ich neben einem Mädchen die einzige dort war, die allein auf diesem Konzert war, nur mit sich. Hat das Alleinsein meine Erfahrung dort geschmälert, war sie deswegen schlechter, farbloser oder langweiliger?
Ich bin ein Mensch, der viel allein ist und ich tue das aus einem Trieb, wohl eher einer Notwendigkeit, heraus, etwas in mir befiehlt mir zu Zeiten allein zu sein und befürwortet auch meine eigenständig ausgewählten Tage nur in Gesellschaft von mir selbst, ohne das mein Inneres es mir ans Herz gelegt hätte.
Alleinsein bedeutet für mich Schweigen und Entspannung, eine Art Zustand des "Nichts Sein-" oder "Präsentieren müssens". Wichtig dabei: Ich muss nicht reden zu jemand anderem, Selbstgespräche, die ich seit meinen Reisen alleine durchaus einmal ausgedehnt führe, zählen für mich eher zu der Kategorie "Nachdenken", sie sind Gedanken, nur in Worten. Aber ich muss nicht reden, ich muss nicht denken, nichts muss ich. Doch trotzdem bin ich gleichzeitig mein größter Kritiker und Förderer, ich unternehme viel allein, bin unterwegs, schaue mir die Welt an allein, stehe selten still. Oft habe ich das Gefühl, dass man Tätigkeiten nur vor sich selbst rechtfertigen kann, wenn man sie mit einem anderen Menschen unternimmt, zum Beispiel einen Spaziergang machen oder einen Kaffee trinken. Anfangs fühlte es sich komisch für mich an, allein durch Straßen zu streifen, ohne ein Ziel, das meinen Streifzug rechtfertigen würde oder allein in einem Kaffee zu sitzen, ohne auf jemanden zu warten, der sich verspätete. Mein Alleinsein liegt nicht daran, dass ich niemanden habe, mit dem ich meine Zeit teilen könnte oder in diese Ausstellungen oder Konzerte gehen könnte, ich habe Freunde, die ich liebe und deren Gesellschaft ich schätze, doch manchmal soll es einfach nicht sein, ich habe solche Tage und Zeiten. Und ich brauche diese Zeit, denn für mich ist es die Zeit, die mich ausbildet zu dem Individuum, das ich bin oder sein werde. Denn wenn ich stets alles mit anderen mache, was bin ich denn dann, wenn ich allein bin? Wer bin ich in meiner "Reinform"? Oder was habe ich dann zu erzählen, was nur meins ist? Stets erlebe ich doch alles "unrein", ich erlebe es durch die Augen der Menschen mit denen ich bin, ihre Meinung und ihr Eindruck fließt sofort mit meinem zusammen, gibt es dann überhaupt "meine Sicht"?
Ich habe keine Angst vor Langeweile, vielleicht aber Angst davor von mir selbst gelangweilt zu sein. Und andere Menschen können mich von dieser Angst ablenken, mich aber nicht von ihr befreien. Das ist mein einziger Anspruch an mich selbst: Nie von mir selber gelangweilt zu sein. Und das ist wohl doch manchmal ein hoher, aber es treibt mich an. Zu Hause, wie auf Reisen oder bei Entscheidungen, ist es das, was ich oft verteufle und das, was mich ausmacht.

3 Kommentare:

  1. Du sprichst mir aus dem Herzen. Ich kann Menschen nicht verstehen, die nie eine Pause von anderen brauchen und Zeit für sich benötigen. Nur für sich. Und wenn du dann was "mit dir selbst" unternimmst, denkst du immer, ob es auffällt, dass du alleine bist. Ob es andere komisch finden. So eingenommen bin ich von den "anderen". Deshalb, genau deshalb brauche ich diese Allein-Zeit.

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  2. ich liebe es allein planlos durch die straßen zu laufen, bin dann nur bei mir und meinen gefühlen.
    klar darf man sich auch selbst ankotzen! man lernt sich ja auch so ein wenig besser kennen.

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  3. Oh man Karla, das ist doch nicht normal. Kann mich in deinen Texten stets sehr gut finden und vor allem ist dieser Text dieses Mal perfektestes Timing. Ich bin gerade von einer Reise (mit nur mir allein) wiedergekommen und habe die Alleinsein-Zeit auf einem neuen Level erfahren und noch mehr lieben gelernt. Ich unterschreibe deine Worte zu 100% und
    <> ist die Essenz von dem, was ich seit ich wieder da bin Leuten versuche zu erklären. Dass alleine reisen (egal ob in Sri Lanka oder ums Eck in Berlin) eine ganz faszinierende Purheit inne hat, weil du die Welt nicht mit dem Hauch Einfluss der Augen des Mitreisenden siehst, sondern so direkt es nur geht. Und: die Person neben dir bestimmt tendenziell auch, welches Bild du von dir selbst hast oder wie du dich in der Umgebung siehst, was im Gegenzug wieder deine Wahrnehmung der Welt bestimmt. Alleine in der Fremde ist der Blick vielleicht am wahrsten, weil du deine Identität so weit es geht vergessen kannst und somit der Bezug auf sich selbst und das Bewerten für das subjektivste Ich schwächer wird.

    Liebe Grüße und einen frischen Frühling wünsche ich dir.

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